dank meines sehr verständnisvol- len Teams und einer guten Orga- nisation funktionierte mein Plan, sodass ich nach acht Wochen wieder eingestiegen bin. Wie hat Ihr Vorgesetzter rea- giert, was haben die Kollegen gesagt? Als ich Herrn Hingst von meinem Plan berichtete, war seine Ant- wort: „Ich habe auch nichts an- deres von Ihnen erwartet, Frau Brinkmann. Aber nehmen Sie sich auf jeden Fall die Zeit, die sie brauchen. Wir stehen hinter Ihnen.“ Bei meinen Kollegen waren die Reaktionen sehr unter- schiedlich. Einige waren natürlich sehr verwundert, dass ich so früh wieder in den Job einsteigen wollte. Sie haben mir attestiert, dass das zwar ein frommer Wunsch meinerseits sei, aber die Realität mit Säugling eine andere ist und ich mich „noch umschau- en“ werde. Andere hingegen kennen mich seit einigen Jahren und arbeiten schon sehr lange eng mit mir zusammen. Sie haben positiv reagiert und mir gesagt, dass sie mir das zutrau- en und wissen, dass ich mein Vorhaben so umsetzen kann, wie ich mir das vorstelle. Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Sie? Extrem gutes Management! Es gibt jeden Tag unterschiedliche Bedürfnisse von unterschiedli- chen Personen: Mitarbeitende, Vorgesetzte, Kunden und natür- lich auch die meines Sohnes, der sich gefühlt jeden Tag weiterent- wickelt. Es ist extrem wichtig, sich gut zu organisieren und auch fremde Hilfe anzunehmen. Die Großeltern von Jasper sind noch berufstätig und wohnen rund 45 Minuten Fahrzeit weg – mein Schwiegervater ist schon Mitte 70 und fühlt sich mit so einem kleinen Wurm noch nicht so sicher. Aus diesem Grund war für uns schnell klar, dass wir auf externe Unterstützung zurück- greifen müssen – zum einen durch eine enge Freundin der Fa- milie, zum anderen ab Dezember durch eine Tagesmutter. Und bevor die Frage aufkommt: Wenn man sich dafür entscheidet, sich beruflich weiterzuentwickeln und trotzdem auch gerne Mutter ist, kommt man nicht umhin, sich Un- terstützung zu suchen. Deswe- gen ist man vielleicht nicht die „Superheldin“ als Mutter, aber meinem Kind wird es zu keinem Zeitpunkt an irgendetwas man- geln. Man muss sich aber gegen- über einigen Meinungen anderer einfach durchsetzen und für sich und seine Familie den optimalen Weg finden. Mütter, die direkt nach der Ge- burt wieder arbeiten, werden oft stark kritisiert. Wie sind Ihre Erfahrungen und wie gehen Sie damit um? Ja, dem ist so und das fängt schon bei den engsten Familien- mitgliedern an. Für mich und mei- nen Mann war es von Anfang klar, dass ich zeitnah wieder arbeiten werde. Wenn ich dann jedoch beispielsweise mit meiner Mutter darüber gesprochen habe, stand immer im Raum, dass es meinem Kind nur gut gehen kann, wenn ich es die ersten ein oder auch zwei Jahre selber betreue. Das ist ja tatsächlich noch so üblich und ich finde es toll, wenn Mütter oder auch Väter das so umsetzen können und wollen. Andererseits wollen viele junge Kolleginnen und Kollegen sich aber auch be- ruflich weiterentwickeln und ste- hen dann vor der Herausforde- rung, sich zu entscheiden: Kind oder Job. Aber dem ist nicht so. Ich würde mir manchmal einfach wünschen, dass mein Modell nicht gleich „abgestraft“ wird, sondern man sich einfach öffnet und erkennt, dass das auch mög- lich ist. Zum einen, weil wir als Ecclesia hierfür Räume schaffen, und zum anderen, weil dies nicht automatisch damit einhergeht, dass es dem Kind an etwas man- gelt. Für mich steht das eine nicht unbedingt im Zwiespalt zu dem anderen. Man kann aus meiner Sicht beruflich erfolgreich und gleichzeitig eine gute Mutter sein. Es ist aber tatsächlich in unserem Umfeld nicht immer einfach, dass meine Meinung gehört und nicht gleich mit Kommentaren abge- straft wird. Auch meine Freundin- nen, die fast alle kleine Kinder haben, sind, obwohl sie studiert haben und sich weiterentwickeln wollen, mindestens ein Jahr zu- hause geblieben. Aber das muss jeder für sich entscheiden: Egal, wie man dazu steht – ich fände es wertschätzend, wenn man mir und meinem Modell auch die Möglichkeit einräumt, dass es funktionieren kann. Haben Sie Tipps für andere Eltern? Mit Tipps halte ich mich lieber zu- rück. Ich habe in den vergange- nen Wochen gemerkt, dass jede Situation und jedes Kind sehr un- terschiedlich sind und ich selber auch immer „heiß laufe“, wenn man mir gut gemeinte Ratschlä- ge an die Hand gibt. Ich kann nur jedem Mitarbeitenden Mut ma- chen, der ähnliche Herausforde- rungen zu bewältigen hat wie ich. Es lohnt sich, offen mit den Vor- gesetzten über dieses Thema zu sprechen. Die Ecclesia als Ar- beitgeber macht viel möglich und schafft Möglichkeiten, auch als junge Mutter oder Vater Karrie- rewege einzuschlagen und bringt, zumindest ist es so bei meinem Team, Verständnis auf, wenn es auch mal schlechte Tage gibt. Infodienst 01 | 24 17